DIE Lösung für dein Biomüllproblem: Kompostieren in der Stadtwohnung

by gruenartig

Als ich vor ein paar Jahren in die “Großstadt” Hamburg zog, erlitt ich einen Kulturschock. In Sachen Mülltrennung. Oder besser: Müll-Nicht-Trennung. Denn in diesem Punkt wird Hamburg dem Titel “Umwelthaupstadt” einfach nicht gerecht. Mein bisher ausgeklügeltes 5-Eimer-System wurde durch die verfügbare 1-Tonnen-Situation in unserem Mietshaus komplett ausgehebelt. Kein Bio-Müll, kein gelber Sack, kein Altpapier. Einen Glascontainer konnte ich bald ausfindig machen, doch bis unser Vermieter ausreichend große Wertstofftonnen zur Verfügung stellen konnte, dauerte es eine ganze Weile. Das größte Problem ist allerdings nach wie vor die fehlende Bio-Tonne. Ein einziger “Restmüll”-Eimer hat mich dafür absolut nicht zufrieden gestellt – eklige Feuchtigkeit und üble Gerüche möchte ich in meiner Küche nicht haben.

Es wurde Zeit für ausgiebige Recherche und so stieß ich bald auf den sogenannten “Bokashi-Eimer”. Dieser nutzt effektive Mikroorganismen und erzeugt damit aus organischen Küchenabfällen hochwertigen Dünger. Im Gegensatz zum normalen Komposthaufen können auch gekochte Lebensmittel verwertet werden und der Eimer ist dazu 100%-Wohnungstauglich. In den vergangenen drei Monaten habe ich das System ausgiebig (und auf eigene Kosten) getestet. Hier möchte ich euch nun meine Erfahrungen mit euch teilen:

 

So funktioniert der Bokashi-Eimer

Der Einsatz ist super easy. Du bekommst den Eimer* und legst den Einsatz (ein Sieb) hinein. Auf den Boden wird eine dünne Schicht Ferment aus Mikroorganismen* gestreut. Darauf kommen dann immer die Küchenabfälle. Jeden Tag, wenn du etwas Neues hineintust, wird eine neue dünne Schicht Mikroorganismen hinaufgestreut. Insgesamt kannst du fast alles in den Eimer werfen: Rohes und gekochtes Essen, Teebeutel und Kaffeesatzfilter und sogar kleinere Mengen Küchenpapier. Es wird empfohlen, große Stücke entsprechend zu zerkleinern – das haben wir nicht immer gemacht. Dadurch wird die Standzeit des Bokashi-Eimers verlängert.

 

 

bokashi-eimer-hahn

Nach etwa zwei Wochen im Einsatz muss man bei dem Eimer einmal täglich die Flüssigkeit ablassen. Wenn der Eimer voll ist, wird er fest verschlossen und für 2 bis 4 Wochen in Ruhe gelassen.

 

Die Mikroorganismen / Das Ferment

Die Flüssigkeit kannst du (stark verdünnt) als Dünger für Topfpflanzen verwenden, oder (leichter verdünnt) als Rohrreiniger einsetzen. Wie ich inzwischen außerdem erfahren habe, wird die Flüssigkeit auch bei der Behandlung von Hautproblemen bei Pferden (z.B. Mauke) empfohlen.

bokashi-fluessigkeit

 

 

Das notwendige Ferment zum Ansetzen des Bokashi muss man im Internet bestellen – im stationären Handel ist es leider nicht zu finden. Darum empfiehlt sich gleich eine Großbestellung von z.B. 3 KG für 20€. Das reicht in jedem Fall für einige Monate. Im ersten Moment riecht das Ferment gewöhnungsbedürftig, inzwischen finde ich es ganz normal. Und im Vergleich zu einem Restmüll schneidet es sehr viel besser ab.

 

Das fertige Endprodukt

Wohin mit dem vollen Eimer? Das Gute: Für Gärtner ist das Zeug quasi Gold wert. Wir fahren den vollen Eimer darum zu meinen Schwiegereltern und werfen es dort noch einmal auf den Kompost. Ich bin sicher, auch ihr kennt im Familien- und Freundeskreis ein paar Leute, die sich über so nährstoffreiche Erde freuen würden. Dafür muss der Inhalt eines Eimers nur mit Erde vermischt werden – den Rest erledigt Mutter Natur von alleine innerhalb von zwei Wochen. Theoretisch kann man das Zeug daher überall einbuddeln (Stichwort Guerilla Gardening) oder beim Kleingartenverein nach Abnehmern fragen. Wahrscheinlich hätte auch ein örtlicher Reitstall nichts dagegen, wenn ihr das Zeug auf dem Misthaufen abwerft (einfach mal fragen).

Wir müssen in unserem zwei Personen Haushalt übrigens schätzungsweise alle 2 Monate den Eimer wegfahren. Denn die Küchenabfälle sacken immer mal wieder ab und so viel reiner Bio Müll ist ja auch nicht immer da.

 

Das spricht gegen einen Bokashi

Du solltest dir keinen Bokashi Eimer anschaffen, wenn du nicht weißt, wo du diesen Eimer ausleeren kannst. Oder wenn du kein Auto hast und das Zeug kilometerweit schleppen müsstest – denn der volle Bokashi ist sauschwer.

Der Anschaffungspreis ist mit rund 60€ auch recht hoch. Wer es etwas günstiger haben möchte, baut sich einen Bokashi einfach selbst aus zwei leeren Eimern. Eine Anleitung findet ihr dafür auf smarticular.

Pro Tipp: Beim Imbiss fragen, ob sie zwei leere Ketchup Eimer übrig haben.

Die laufenden Kosten für das Ferment lassen sich dagegen eher nicht reduzieren und sind für viele auch nicht zu verachten. Es gibt zwar Ansätze, das Ferment durch Holzkohle zu ersetzen und auch die Flüssigkeit dafür aufzuarbeiten, aber leider habe ich dafür noch keine zuverlässige Quelle gefunden.

bokashi-ferment

 

Das Saubermachen nach dem Entleeren gehört auch nicht zu meinen Lieblingsaufgaben. Vor allem, wenn der Freund eine ganze Ladung in Öl eingelegter Tomaten entsorgt. 😉 Aber letztendlich hat man solche Momente ja ständig im Haushalt – so ist das einfach mit Küchenabfällen.

 

Fazit

Ich bin mit dem Bokashi Eimer sehr zufrieden. Es macht auch nichts, wenn man mal ein paar Tage “vergisst” die Flüssigkeit auszuleeren. Dann gibt es später einfach einen volleren Messbecher, der Inhalt wird aber nicht beeinflusst. Alles in allem ist es toll, endlich eine zufriedenstellende Lösung für das Biomüll-Problem gefunden zu haben. Plus: Bei uns gibt es jetzt weniger Plastik, weil wir keine Tüten für den Restmüll mehr brauchen.

Das könnte dir auch gefallen...

5 comments

Steffen 5. Februar 2018 - 19:43

Schöner Bericht. Sind seit ca. 3 Monaten auch Bokashi-User. Statt Ferment verwenden wir Biokohle (Stichwort: Terra Preta) und für die Mikroorganismen war beim Starterset eine Flasche EM dabei. So wie es aussieht wird die bei uns gut ein Jahr halten und das obwohl wir mittlerweile schon beim fünften Eimer sind.
Kohle habe ich mittlerweile nachbestellt (40l für 25€), plane die aber dieses Jahr im Erd-Kon-Tiki aus Baum- und Strauchschnitt selbst herzustellen.

Bin absolut begeistert, wie einfach das Ganze geht. Kein Gestank (außer beim Saf – der müffelt schon etwas) und nach der Reife riecht das Ganze eher wir ein Eimer Sauerkraut. Bin gespannt, wie sich das Ganze im Garten macht. Das wird der Sommer zeigen.

Reply
gruenartig 14. Februar 2018 - 16:09

Danke, für dein Feedback, Steffen! Ich habe die gleichen Erfahrungen gesammelt und würde auch gerne auf selbsthergestellte Biokohle wechseln. Das Projekt gehe ich im Sommer an 🙂
Liebe Grüße
Jassi

Reply
Anjanka 16. Juni 2018 - 9:39

Hallo Jassi
Auch ich benutze den Bokashi seit Herbst letzten Jahres. Der erste Eimer klappte auch gut. Die Reinigung ist nicht unbedingt schön, aber erträglich. Nun habe ich das Problem, dass mir der Eimer bei der Neufüllung schimmelt. Egal ob ich den Inhalt zusätzlich mit einer Wassertüte verdichte oder nicht und egal wie viele EMs ich aufsprühe. Hast du irgendeinen Tipp für mich?

Reply
gruenartig 21. Juni 2018 - 11:23

Liebe Anjanka,

oh, das ist natürlich eine blöde Erfahrung. Ich habe nicht mit dem flüssigen EMs gearbeitet, weil ich über die Handhabung nicht ganz sicher war. Deswegen benutze ich ausschließlich das Ferment auf Kleie-Basis und davon immer etwas mehr als angegeben ist. So schimmelt bei mir nichts.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen.

Viele Grüße
Jassi

Reply
Kira 10. Juli 2018 - 20:26

Es gibt auch sogenannte Regenwurmkisten. Da sind dann Regenwürmer drin, die den Bioabfall direkt kompostieren. Das ist deutlich günstiger und man kann die enstehende Erde einfach direkt weiternutzen. 🙂

Reply

Leave a Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.