Energie-effizienter Altbau? Unsere Erfahrung mit Holzofen und Dämmung

by gruenartig
Heizen mit Holz

Als wir vor einem Jahr mit der Renovierung unseres Hauses begannen, dachten wir viel über nachhaltige Heizsysteme und Möglichkeiten der Energiereduzierung nach. Unser Architekt und Energieberater riet uns zu diesem Zeitpunkt, nicht sofort in eine neue Anlage zu investieren. Es macht einfach ökologisch keinen Sinn, eine technisch funktionierende Heizung durch ein effizienteres Modell auszutauschen. Denn auch der Neuerwerb verursacht CO2. Trotzdem möchten wir die aktuelle Gasheizung so gut es geht entlasten.

Bevor wir also darüber nachdenken, wie wir mit ökologischen Mitteln in der Zukunft heizen, versuchen wir möglichst viel Heizenergie einzusparen. Das setzt natürlich eine gute Isolation des Hauses voraus. Unseres hat von den Vorbesitzern eine Einblasdämmung erhalten, sodass der Hohlraum des zweischaligen Mauerwerks mit Dämmmaterial gefüllt wird.

Dämmungen für Altbauten

Zugegeben: Eine Einblasdämmung ist aus Sicht der Energieeffizienz noch nicht das Nonplusultra. Trotzdem sind die Dämm-Effekte bei einem Altbau aus den 20er Jahren immens. Die absoluten Pluspunkte liegen für uns außerdem im Erhalt der Fassade, da der Klinker nicht bearbeitet werden muss. Gleichzeitig braucht man auch von Innen keine Dämmplatten anbringen. Bei der Einblasdämmung können außerdem ökologische Baustoffe, wie z.B. Holzfaser und Zellulose eingesetzt werden.

Langfristig werden wir uns dennoch mit weitergehenden Dämmkonzepten beschäftigen. Zum aktuellen Zeitpunkt tendieren wir dazu, dies mit dem Austausch der Fenster in ein paar Jahren zu realisieren. Eine Innendämmung mit Wandheizung auf Holzweichfaserplatten erscheint uns derzeit das ökologisch-sinnvollste System. Trotzdem kann ich jedem Bauherren nur empfehlen, einen versierten Fachmann hinzuzuziehen. Denn wie wir inzwischen gelernt haben, muss man ein Haus immer als ganzen Organismus sehen. Bevor man also langsam anfängt, kleine Dinge zu verändern, sollte man das Konzept genau planen lassen. Bei einer neuen Dämmung würde sich z.B. der Taupunkt verändern, der im ungünstigsten Fall Schimmel verursachen kann.

Heizen mit Holz: CO2-neutral?

In einem weiteren Schritt haben wir außerdem einen neuen Kaminofen einbauen lassen. Hier ist unser Konzept, dass wir die Heizung vor allem in den Übergangszeiten entlasten können. Ich möchte allerdings im Folgenden explizit darauf hinweisen, dass ein Holzofen nicht immer eine nachhaltige Lösung darstellt:

Die Grundrechnung für das Heizen mit Holz klingt erstmal gut: Es wird nur so viel CO2 ausgestoßen, wie der Baum im Laufe seines Lebens gebunden hat. Damit wäre der komplette Umstieg aus CO2-Sicht eine gute Rechnung. Hier muss allerdings sichergestellt werden, dass Holz aus der Region verwendet wird, da die Transportwege die CO2-Bilanz sonst schnell ruinieren.

In der Praxis sollte außerdem beachtet werden, dass Holz geringe Mengen Stickstoff-, Schwefel- und Chlorverbindungen enthält. So entstehen bei der Verbrennung schädliche Stickstoff- und Schwefeloxide sowie Salzsäure. Außerdem gelangt Staub in die Luft, dieser besteht zu über 90 Prozent aus Feinstaub.

Die Sache mit dem Feinstaub…

“Ein neuer Kaminofen üblicher Größe emittiert, so er den Grenzwert ausschöpft und bei Volllast betrieben wird, in der Stunde etwa 500 mg Staub. Das entspricht ca. 100 km Autofahren, wenn Euro 6 ausgeschöpft wird. “

Umweltbundesamt

Neben den gesundheitlich schädlichen Aspekten von Feinstaub, trägt dieser auch erheblich zum Klimawandel bei. Der Feinstaub verdunkelt die Eisschichten an den Polen, sodass diese das Sonnenlicht absorbieren und dadurch schneller abschmelzen.

Darum ist auch der dauerhafte / regelmäßige Betrieb offener Kamine inzwischen in Deutschland verboten. Diese sondern schließlich wegen niedriger Verbrennungstemperaturen zum Einen viele Schadstoffe ab und können zum Anderen nur wenig Wärme an die Umgebung abgeben. Zum Nachbessern des eigenen Kamins eignen sich sogenannte Kaminkassetten. Mit der Änderung der Bundesimmissionsschutzverordnung gelten seit 2019 auch neue Regelungen für alte Öfen.

Unsere Wahl: Der Speicherofen

Wir haben uns für einen neuen Speicherofen mit Schamottspeicher und Kacheln entschieden. Diese speichern die Energie, müssen daher kürzer betrieben werden und geben die Wärme über einen langen Zeitraum an die Umgebung ab. Daher verursachen sie vergleichsweise wenig Emissionen.

Wir haben diesen Ofen im Untergeschoss in unseren offenen Wohnbereich integrieren können. Das ist bei uns besonders gut, da wir ihn damit auf voller Leistung laufen lassen können. Denn bei der Wahl des richtigen Ofens sollte man vor allem auf die Größe achten. Eine zu große Anlage läuft überwiegend bei verminderter Leistung und verursacht auch dann deutlich erhöhte Emissionen bei einem geringen Wirkungsgrad.

Was ist denn nun Energieeffizient?

Natürlich wäre ein Passivhaus deutlich Energieeffizienter. Wir haben uns jedoch dafür entschieden, dass ein Altbau in unserer Gegend Nachhaltiger ist (die genauen Gründe habe ich hier beschrieben).

Energieeffizient bedeutet hier also für uns, das Beste aus der Bestandsimmobilie herauszuholen. Das schließt die Prüfung unseres eigenen Verhaltens total mit ein. Was bringt es mir, in einem Passivhaus zu leben, wenn ich jeden morgen die Badewanne mit heißem Wasser vollaufen lasse? Einfache Beispiele sind also: Warmwasserverbrauch einschränken (wie ihr 100€ im Jahr sparen könnt, lest ihr hier) , Lampen mit Bewegungsmeldern installieren, Ökostromanbieter auswählen und so vieles mehr.

Lasst euch nicht von einer Bestandsimmobilie mit niedrigen Energieeffizienz-Werten abschrecken: Ihr habt selbst so viele Möglichkeiten nachzubessern, ohne den Charme des Altbaus zu verlieren.

Schreibt mir, wenn ihr Fragen oder Erfahrungen habt – ich freue mich über jeden einzelnen Kommentar ♥

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