Weihnachtsgeschenke: Lieber Online-Shopping oder in den Laden gehen?

by gruenartig

Oh, es gibt so tolle Online Shops. Vollgepackt mit nachhaltigen Bio-Produkten. Aus ökologischer Landwirtschaft und natürlich fair gehandelt. Alles transparent ausgezeichnet – da kann man endlich guten Gewissens einkaufen. Gerade in der Weihnachtszeit erleichtern wir unser Konsumgewissen gerne mit Nachhaltigkeitssiegeln. Und vergessen dabei vollkommen, die Kehrseite der Medaille: Verpackungen, Retouren und zusätzlichen Versandwege. Das kann ja wohl kaum ökologisch sein, oder? Ich ziehe einen objektiven Vergleich zwischen Online Shopping und stationärem Einkauf: Was ist denn jetzt wirklich nachhaltiger?

Zusätzliche Versandwege

In einer Studie des Freiburger Öko-Institut wurde interessanterweise dem Online-Shopping eine positivere Ökobilanz zugesprochen. Während ein Schuhkauf im Internet 600g CO2 verursacht, fallen beim Kauf im Laden, selbst wenn man zu Fuß unterwegs ist, schon 1.300g CO2 an. Die Diskrepanz ergibt sich im Wesentlichen durch die hohen Strom- und Heizaufwendungen eines Ladengeschäfts. Für eine Retourensendung beim Online-Shopping fallen übrigens zusätzlich 1.000g CO2 an. Und wenn man den Laden per Bus und Bahn statt zu Fuß ansteuert, liegt der CO2-Verbrauch insgesamt bei 1.700g. So gesehen, wäre eine Retoure pro Sendung noch “in Ordnung” in Relation zum Einkauf im Laden inkl. Anreise in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Bei Versandunternehmen, die auf ökologische Fahrzeuge setzen, fällt die Bilanz noch positiver aus. Allerdings lässt sich im stationären Einkauf der Warenkorb besser kombinieren: Während man in dem einen Laden eine Hose besorgt, kann man später noch ein paar Schuhe mitnehmen. Das verbessert das Öko-Ergebnis signifikant.

 

Verpackungen und Müll

Keine Frage – Online Shopping produziert ganz allgemein mehr Müll. Schließlich werden dabei wenige Produkte an einzelne Personen geschickt, anstatt, wie im normalen Handel, in großen Kartonagen verpackt an die Filialen versendet. Auf den ersten Blick geht dieser Umstand erst einmal zu Lasten des Online Shoppings. Auf den zweiten Blick sollten wir allerdings etwas differenzieren:

Müll ist nicht gleich Müll: Plastik ist wohl die umweltschädlichste Verpackung. Ein verpackungsarmer Versand aus wiederverwendeten Kartons dagegen schon deutlich besser. Auf dem Blog von wastelandrebel findet ihr z.B. eine tolle Übersicht mit Shops, die auf Wunsch plastikfrei verschicken. Im stationären Handel können wir hingegen nicht nachverfolgen, wie die Produkte ursprünglich verschickt wurden.

Abholung möglich?: Recherchiert doch mal den Standort der Online-Shops. Die wenigsten haben ein eigenes Ladengeschäft, aber vielleicht lässt sich im näheren Umkreis auch eine Abholung arrangieren?

 

Regionale Produkte vs. Globalisierung

Die Globalisierung hat den Industrienationen viele Vorteile beschert. Nur führte diese Grundidee über die einfache Vernetzung aller Länder zu einer verrückten Selbstverständlichkeit, die eine faire Welt inzwischen ad absurdum führt: Wie kann es sein, dass aus “Kostengründen” im Supermarkt lieber Äpfel aus anderen Ländern angeboten werden, statt von den Bauern aus der Region? Neue Studien zeigen, dass sich selbst Großstädte wie Hamburg größtenteils mit den Produkten ihres Umlandes versorgen könnten. Doch leider arbeiten Große Supermarkt- und Modeketten nach dem gleichen Prinzip, wie riesige Online Shops: Kostensenkung, Effizienzsteigerung und Gewinnmaximierung sind die obersten Gebote. Nachhaltigkeit steht erst an hinterster Stelle.

Es macht folglich aus dieser Perspektive keinen Unterschied, ob wir ein Produkt bei einem Global Player Online oder eben stationär kaufen. Was wir vielmehr beachten sollten, ist die Investition in regionale Güter. In einem Förderbericht zum Thema “Regionale Produkte in der Ökobilanz” heißt es: “Die Ökobilanz zeigt, dass der regionale Warenkorb beim Transport nur ein Drittel der Energie benötigt, die Lärmbelastung sinkt um mehr als die Hälfte und die Straßenbeanspruchung wird um zwei Drittel reduziert.” Dafür ist es allerdings notwendig, dass effiziente Handelsstrukturen geschaffen werden und die regionale Unterstützung nicht zu Lasten einer umweltschonenden Technologie gesetzt wird.

 

Das Nachhaltigkeitsfazit

Eine reine Entscheidung zwischen Online- und stationären Shopping ist pure Augenwischerei.

In beiden Fällen gibt es aus ökologischer Sicht klare Vor- und Nachteile. Im Großen und Ganzen kommt es eher darauf an, regionale Produkte von umweltbewussten Herstellern gegenüber der industriellen Massenware aus Billiglohn-Ländern zu bevorzugen.

Überregional sollte man auf einen fairen Handel und auf nachhaltige Produktionsweise setzen. Und wenn diese nur über einen bewussten OnlineShopping-Kanal bezogen werden können, dann ist das besser, als vom Billiglohn-Ladengeschäft um die Ecke. Gleichzeitig sollten wir natürlich die Augen offen halten, ob es nicht vergleichbare Produkte in einem nahe gelegenen Geschäft gibt, anstatt alles wahllos online zu bestellen.

Wenn wir dann noch unnötigen Konsum bewusst vermeiden, indem wir nur Dinge kaufen, die wir auch wirklich brauchen, sind wir auf einem sehr guten Weg.

 

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