Plastik im Alltag reduzieren: Wie und warum #WasserWoche

by gruenartig

Kunststoff ist aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken: In unserer Kleidung, als Verpackungsmaterial und in unseren Smartphones. Kunststoffverbunde gelten als Material der Zukunft: Sie sind leicht, stabil und sehr gut formbar. Darum steigt ihre Bedeutung rasant an, sowohl im Bereich des Leichtbaus, als auch in der Medizintechnik. Kein Zweifel: Plastik besitzt viele Vorteile. Aber eben mindestens genauso viele Nachteile: Bei der Erzeugung von Plastik wird massenhaft Erdöl eingesetzt und Kunststoffe benötigen etwa 450 Jahre für die endgültige Zersetzung. Dadurch entstehen riesige Müllberge oder noch schlimmer: Die Meere werden dramatisch verschmutzt und Tiere gehen daran qualvoll zugrunde. Im Nordpazifik treibt eine Müllhalde, die inzwischen so groß wie Zentraleuropa ist. Das schadet den Meeresbewohnern und letztendlich auch uns.

 

Plastik – nicht nur die Entsorgung ist schädlich

Ursprünglich entstand Kunststoff aus einem ganz natürlichen Stoff: Cellulose. Erst später wurden die Fasern künstlich hergestellt und somit deutlich länger nutzbar. Die lange Haltbarkeit des Produktes ist für die industrielle Verwendung zweifellos nützlich, nur führt es dadurch ebenso zu einem sehr langsamen natürlichen Zerfall. Die einzige Möglichkeit, Kunststoff kurzfristig zu Zersetzen, liegt in der Verbrennung. Nun dienen die Verbrennungsanlagen zwar der Energiegewinnung, doch setzen sie dabei auch außerordentlich giftige Gase frei (wie z.B. Blausäure und Chlorwasserstoff).

Recycling von Plastik ist hingegen sehr kompliziert und außerdem meist nur einmalig möglich. Recyceltes Plastik darf gesetzlich bestimmt nicht für Lebensmittel verwendet werden, sondern stattdessen für Fleecepullover oder andere Plastikfaser-Produkte. Doch benötigt Kunststoff auch noch weitere Zusatzstoffe, um die für das jeweilige Produkt gewünschten Eigenschaften aufzuweisen. Dazu gehören Weichmacher, Stabilisatoren und Flammschutzmittel. Leider allesamt künstlich hergestellt und teilweise schwer gesundheitsschädlich. Laut Bund für Umwelt und Naturschutz sollten vor allem PVC (03) und Polycarbonat (07) dringend gemieden werden:

PVC verursacht von der Produktion bis zur Entsorgung gravierende Gesundheits- und Umweltprobleme. So gibt Weich-PVC gesundheitsschädliche Weichmacher ab. Das Recycling ist durch die Vielzahl der Zusatzstoffe problematisch, bei der Verbrennung können giftige Dioxine entstehen.

Polycarbonat steht aufgrund des Zusatzstoffes BPA in der Kritik und sollte laut zahlreicher Experten schon längst verboten werden. BPA ist ein hormonelles Gift, dass in entsprechenden Plastikprodukten durch Hitze und Fett freigesetzt werden kann (z.B. Trink- und Ölflaschen). Der Stoff führte in Studien mit Labortieren schon bei geringeren Konzentrationen als aktuell bei Menschen gemessen wurden, zur Beeinträchtigung der Sexualentwicklung. Seit 2011 ist es in der EU bereits verboten, Babyflaschen mit diesem Zusatzstoff herzustellen oder zu verbreiten. Andere Produkte können allerdings weiterhin Polycarbonat enthalten, obwohl es nachweislich zu einer reduzierten Spermienentwicklung bei Männern und ggf. sogar Diabetes führt.

 

Und habt ihr schon von Mikroplastik gehört?

Unter Mikroplastik versteht man kleinste Partikel mit einem Durchmesser von unter 5 mm. Diese entstehen nicht nur durch den Zerfall von Plastik, sondern werden sogar gezielt eingesetzt: In Kosmetika als Schleifmittel (Peelings, Zahncremes), Filmbildner und Füllstoff. Es wird auch teilweise als Bindemittel in Flüssigkeiten verwendet. Wo liegt hier das genaue Problem? Mikroplastik kann von Klärwerken nicht gefiltert werden, also landet es direkt in unserer Umwelt. Sprich: Im Meer, in unserem Trinkwasser und über die Luft in unsere Nahrung. Die Langzeitfolgen für den Menschen sind derzeit nicht erforscht. Für Meereslebewesen gilt allerdings: Da Kunststoff die Schadstoffe im Meer direkt anzieht und konzentriert, werden diese Schadstoffe von den Tieren ebenso aufgenommen, wie das Plastik selbst. Damit reichern sich die Schadstoffe an und machen das Tier krank. Eine Liste mit allen betroffenen Kostmetika hat der BUND hier zusammengestellt.

 

Bioplastik – Material der Zukunft?

Es sollte doch möglich sein, ein natürliches Plastik zu entwickeln, dass kein Erdöl benötigt, biologisch abbaubar ist und keine Schadstoffe enthält? Das dachte sich wohl auch eine 16-jährige Schülerin aus Istanbul und hat in ihrer Küche mal eben ein eigenes Produkt entwickelt, an dem jahrelang Experten gescheitert sind: Bioplastik aus Bananenschalen. Sie gewann damit den Google Science Wettbewerb und 50.000 EUR Preisgeld. Leider ist Bioplastik jedoch nicht so gut kompostierbar, wie man es sich gerne vorstellt. Bis umweltfreundliche Materialien also in Masse produziert werden können, ist es noch ein langer Weg. Und in dieser Zeit werden die Meere leider weiterhin mit Müll belastet.

 

Aber ab 2020 wird das Meer aufgeräumt!

Durch die aktuell erfolgreichste Non-Profit Crowdfunding Kampagne aller Zeiten, konnte Boyan Salt das Projekt “The Ocean Clean Up” starten. Der Niederländer stellt damit zum ersten Mal eine realistische Möglichkeit vor, um das vorhandene Plastik in den Meeren einzusammeln. Die erste Anlage soll etwa 246 Millionen Euro kosten und wird im Jahre 2020 starten. Um die Weltmeere annähernd vollständig zu reinigen, benötigt Salt jedoch insgesamt 24 Anlagen. Die Beteiligung verschiedener Staaten wird dafür also unbedingt notwendig sein. Da das eingesammelte Plastik jedoch recycelbar sein soll, besteht die grundsätzliche Möglichkeit, dieses entsprechend zu verkaufen und damit einen Teil der eingesetzten Gelder wieder reinzuholen. Wer dieses Projekt unterstützen möchte, kann auf der Website direkt eine Spende abgeben. Ansonsten sollten wir am besten dafür sorgen, dass die Anlagen im Jahr 2020 etwas weniger zu tun bekommen. Beispielsweise mit diesen einfachen Tipps:

 

Reduzierung von Plastikmüll im Alltag:

 

1. Habt einen Stoffbeutel dabei. Immer! In jedem Fall: Keine Plastiktüten beim Einkaufen mitnehmen.

2. Obst- / Gemüsenetze besorgen und “loses” Gemüse damit im Supermarkt abpacken (anstatt der bereits eingeschweißten Päckchen).

2. Keine Kosmetika mit Mikroplastik verwenden. Peelings kann man zum Beispiel auch sehr leicht selbst herstellen.

3. Produkte in Gläsern statt Plastikverpackung kaufen. Denn Glas ist der einzige Rohstoff, der ohne Qualitätsverlust immer wieder recycelt werden kann. Beispiel: Öl, Tofu, Pflanzen-Aufstriche, Hülsenfrüchte…

4. Unverpackt Läden besuchen: In diesen Läden könnt ihr eure eigenen Dosen mitbringen und die gewünschten Produkte darin dann nach Gewicht kaufen. Eine gute Liste mit verschiedenen Läden und Online Shops findet ihr hier. Außerdem gibt es in Hamburg auch noch den rein veganen Laden 12monkeys, der viele Produkte ebenfalls verpackungsfrei anbietet.

5. Leitungswasser trinken, denn selbst Pfandflaschen können nur einmal recycelt werden.

6. Auf Kleidung mit Kunststofffasern verzichten und stattdessen auf fair gehandelte Bio Baumwolle zurückgreifen (z.B. aus Shops wie Avocado Store oder Armedangels )

7. Statt Frischhaltefolie zu verwenden, einfach einen Teller auf die Schüssel legen.

8. Wenn es auf einer Veranstaltung schon Einweggeschirr sein muss, dann wenigstens biologisch abbaubares, z.B. aus Weizenkleie oder Zuckerrohr.

Wer noch mehr Tipps sucht, oder sich insgesamt näher mit dem Thema Müllvermeidung beschäftigen will, dem empfehle ich wärmstens den ZeroWaste-Blog Wasteland Rebel von shia (bekannt von cakeinvasion).

Morgen folgt leider schon der letzte Beitrag meiner #WasserWoche mit einem wunderschönen Abschlussthema ohne schlechtes Gewissen ♥ Ich freue mich, wenn ihr auch da noch einmal reinschaut.

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