Den Mutterschutz hatte ich mir in bunten Farben ausgemalt: Mit Freundinnen Kaffee trinken gehen, in Ruhe Besorgungen für das Wochenbett erledigen, mit meinem Mann unseren ersten Hochzeitstag in einem Hotel an der Nordsee verbringen und dabei noch einmal die Zeit zu zweit zu genießen. Für viele Schwangere sind das Standard-Sachen. Normale To-Dos, die man in zig Listen im Internet unter dem Titel “30 Dinge, die du vor der Geburt deines ersten Kindes noch tun solltest” findet. Ich könnte jetzt traurig sein und frustriert, weil diese Dinge in meiner Schwangerschaft nicht mehr möglich sind. Und natürlich könnte ich ängstlich sein, weil die Aussicht auf eine Geburt ohne Partner und ein Wochenbett ohne die täglichen Hebammen-Besuche belastend sind. Im Vergleich zu anderen Bald-Mamis habe ich es bisher trotzdem geschafft, eine positive Einstellung zu behalten. Wie mir das gelingt und welche Tipps ich euch weitergeben möchte, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Geburtsvorbereitung Online und Mental
Podcast “Die friedliche Geburt”
Mein wichtigster Tipp ist der Podcast von “Die friedliche Geburt”. Ich höre den Podcast schon seit Beginn der Schwangerschaft und war von Anfang an begeistert. So begeistert, dass ich ihn schon vielen Freundinnen vor Corona empfohlen habe. In den letzten zwei Wochen hat Kristin aber noch so viel mehr gegeben. In ihren neuen Folgen geht sie auf die aktuellen Entwicklungen für Schwangere ein. Mit ihrer empathischen Art und ruhigen Stimme, vermittelt sie dabei Selbstvertrauen und Gelassenheit. Seit ein paar Tagen bietet sie täglich eine Live Meditation auf Instagram zum Loslassen der Ängste an und auch damit die Vorfreude auf die Geburt nicht durch Verunsicherung verloren geht. Ich selbst mache täglich mindestens eine ihrer Hypnosen. Und zwar immer dann, wenn ich zu sehr über Corona und die Folgen nachgrübele. Danach bin ich befreit und glücklich – und unser Baby strampelt im Bauch entspannt vor sich hin.
Geburtsvorbereitung: Literatur- und Medientipps
Viele Schwangere hatten vor den Einschränkungen durch Corona nicht mehr die Möglichkeit an einem Geburtsvorbereitungskurs teilzunehmen. Natürlich trägt das zur Verunsicherung bei. Ich hatte das Glück, meinen Kurs noch im Februar absolvieren zu dürfen. Zur Beruhigung: Bei den Inhalten im Kurs waren für mich sehr viele bekannte Fakten schon dabei, die ich vorab aus Literatur, Videos und Podcasts gezogen hatte. Ich möchte daher meine Empfehlungen für diejenigen weitergeben, die sich selbständig mit dem Thema auseinandersetzen möchten:
Literatur: Guter Hoffnung von Kareen Dannhauer
Dieses Buch hat mir eine liebe Freundin gleich zu Beginn der Schwangerschaft ausgeliehen. Es hat mich jetzt die gesamte Schwangerschaft begleitet, da es in die einzelnen Trimester aufgeteilt ist. Dieses wirklich umfangreiche Standard-Werk bietet Infos zu eigentlich allen Fragen, die man während der Schwangerschaft und zur Vorbereitung auf die Geburt haben kann.
Youtube: Laila Maria Witt
Auf dem Youtube-Channel von Laila Maria Witt findet ihr dutzende hilfreiche Videos rund um Schwangerschaft und Wochenbett. Besonders ihre Vorbereitungsvideos haben mir geholfen und sehr gut gefallen. Bei manchen Dingen ist es hilfreicher, wenn man ein Bild vor Augen hat und nicht nur theoretisch darüber liest. Als Mutter von vier Kindern, weiß Laila auch definitiv, wovon sie spricht und welche Dinge wirklich hilfreich sind. Hier sind meine Favoriten-Videos:
Packen der Kliniktasche: https://www.youtube.com/watch?v=6lH7ykuvOOg&t=321s
Tipps für die ersten Tage mit Baby: https://www.youtube.com/watch?v=9b71MKKgQrg
Babypflege Basics: https://www.youtube.com/watch?v=zIfvGwN0bvU
Es gibt inzwischen außerdem schon super viele Angebote für Online-Geburtsvorbereitungskurse. Da ich selber keinen davon absolviert habe, scheue ich mich etwas davor, hier eine konkrete Empfehlung abzugeben. Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen, wenn ihr einen speziellen Kurs weiterempfehlen könnt.
Vertrauen in die weibliche Intuition
Letztendlich ist es aber gar nicht so wichtig, dass man den perfekten Kurs absolviert hat. Ihr müsst auch nicht zu 100% auf alle Eventualitäten gewappnet sein – das wäre gar nicht möglich. Informationen bieten aber das Gefühl von Sicherheit, wie ein doppelter Boden, auf den ihr euch in unsicheren Zeiten etwas verlassen könnt. Macht euch trotzdem bewusst, dass eure Intuition als Mami tausendmal wertvoller ist, als jedes Buch im Regal. Fast alles, was ihr wissen müsst, steckt bereits in euch. Vertraut darauf, dass der weibliche Körper und unser Unterbewusstsein genetisch darauf programmiert sind, ein Baby zu gebären und großzuziehen. Ihr schafft das.
Ein positives Mindset in der Schwangerschaft
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich finde die Situation auch belastend und laufe sicherlich nicht den ganzen Tag strahlend durch das Haus. Auch ich habe meine 5 Minuten und obwohl es zermürbend ist, checke ich jeden Morgen zuerst die Nachrichtenlage zum Virus.
Deswegen finde ich es umso wichtiger, dass ich mir bewusste Corona-Pausen setze. Jeder Mensch hat dafür andere Möglichkeiten. Es kann ein entspannter Spaziergang mit einem Hörbuch auf den Ohren sein, tägliche Telefonate mit lieben Menschen oder ein schönes Bad mit entspannenden Ölen und einer fröhlichen Playlist im Hintergrund. Plant euch täglich Zeit für diese Pausen ein, in denen ihr keine Nachrichten checkt und eure Gedanken auf schöne Themen lenkt. Stellt euch die Zeit mit eurem Baby in den strahlendsten Farben vor – die wird ganz sicher bald kommen.
Positive Glaubenssätze / Affirmationen
Ich bin grundsätzlich ein Mensch, der viele Dinge mit sich selbst ausmacht, anstatt Gefühle mit Freunden und Familie auszudiskutieren. Wenn ihr so tickt wie ich, solltet ihr wirklich stark aufpassen, dass ihr nicht in eine Abwärtsspirale negativer Gedanken geratet. Natürlich ist das leichter gesagt, als getan. Deswegen möchte ich euch kurz das Prinzip der Affirmationen näher bringen, das mir extrem geholfen hat.
Unter einer Affirmation versteht man allgemein die positive Beschreibung eines Zustandes. In Kreisen der Esoterik / Spiritualität werden Affirmationen teilweise als Wundermittel angepriesen. Ich selbst glaube nicht daran, dass mich das wiederholte Vorsagen eines bestimmten Satzes automatisch jedes Ziel erreichen lässt. Ich glaube aber fest daran, dass unsere täglichen Gedanken wesentlich unsere Gefühle und Handlungen beeinflussen. Je mehr ich darauf achte, was ich denke, desto mehr wird mein Leben also davon beeinflusst. Deswegen habe ich begonnen, mir bestimmte Sätze morgens durchzulesen oder sogar laut auszusprechen (was zugegebenermaßen etwas Überwindung kostet). Sehr schöne Sätze findet ihr auf dem Pinterest-Board von Laura Malina Seiler und in diesem Blog Beitrag von Einfach grünlich. Mein Lieblingssatz:
Heute begegne ich Dingen, die ich nicht ändern kann, gelassen und geduldig.
Einfach grünlich
Wer lieber etwas Haptisches möchte, kann sich auch wunderschöne Affirmationskarten Online bestellen. Ich finde dieses Set mit 40 Karten für Geburt und Schwangerschaft sehr schön:
Dankbarkeitstagebuch für die Schwangerschaft
In meiner Zeit in Kanada hatte ich sehr viel Muße, ein ausführliches Tagebuch zu führen, obwohl das normalerweise sehr selten bei mir vorkommt. Wenn man eine gewisse Routine entwickelt, merkt man schnell, wie gut es tut, die vielen Gedanken zu sortieren. Aktuell habe ich zwar die Zeit, aber nicht genug Inhalt für ein Tagebuch. Und ich fürchte auch, die täglichen Wiederholungen der immergleichen Tage würden mich in verschriftlicher Form eher deprimieren. Deswegen habe ich einen Kompromiss gefunden, indem ich täglich eine Sache aufschreibe, für die ich dankbar bin. Eine Sache, die anders ist. Ja, es gibt auch bei euch sicher mindestens eine Sache pro Tag, die euch glücklich macht. Das kann der Sonnenschein sein, ein schönes Telefonat, ein guter Film oder ein leckeres neues Rezept. Und es ist einfach nur schön, nach einer Woche eine Auflistung all dieser Dinge zu sehen.
Vorbereitung und Ablenkung
Zum Schluss möchte ich eure Gedanken noch darauf lenken, die positiven Aspekte dieser Pandemie für eure Schwangerschaft zu sehen. Wenn wir aktuell dazu angehalten sind, das Haus nicht zu verlassen, gibt uns das jede Menge Zeit, letzte Vorbereitungen zu treffen. Ihr werdet wahrscheinlich die weltbeste Klinik-Tasche packen, weil ihr definitiv genug Zeit habt, alles in Ruhe zu recherchieren und bereitzulegen. Vielleicht arbeitet euer Partner / eure Partnerin auch aktuell im Homeoffice, sodass ihr doch mehr Zeit miteinander verbringen könnt, als es sonst möglich gewesen wäre. Legt euch dann eine gemeinsame Routine an: Eine entspannte Mittagspause zu Zweit oder ein Nachmittagskaffee in der Sonne sind kleine Seelenwärmer zwischendurch. Ihr seid außerdem quasi legitimiert für das Wochenbett zu hamstern – Vorkochen und Einfrieren macht Spaß und lenkt euch ab. Jetzt ist außerdem die beste Zeit zum Lesen, Basteln, Malen und für kleine Nachmittagsschläfchen. Genießt die Ruhe und bleibt gesund.
Tipps für die Geburt ohne Partner / Partnerin
Wir wissen leider alle nicht, wie sich die Situation in den Krankenhäusern in den nächsten Tagen und Wochen entwickeln wird. Es liegt im Bereich des Möglichen, dass ihr die Geburt ohne euren Partner / eure Partnerin erleben werdet und auch in der anschließenden Zeit im Krankenhaus keinen Besuch empfangen dürft. Dafür gibt es keine positive Beschönigung. Alles was ihr machen könnt, ist euch auf diese Situation gedanklich vorzubereiten. Sprecht mit eurem Partner / eurer Partnerin darüber. Eure Ängste, eure Sorgen und Befürchtungen. Überlegt gemeinsam, wie ihr das Beste daraus machen könnt. Vielleicht ist für euch eine ambulante Geburt vorstellbar? Dann bereitet euch darauf bestmöglich vor (Anruf beim Kinderarzt bzgl. U2 , Aufstockung der Hausapotheke für verschiedene Szenarien, Absprache mit der Hebamme usw.).
Ihr solltet allerdings auch damit rechnen, dass ihr ggf. nicht ambulant entlassen werden könnt. Für diesen Fall nehme ich ein paar getragene T-Shirts meines Partners mit ins Krankenhaus. Uns ist es unglaublich wichtig, dass unser Baby auch an den Geruch meines Mannes gewöhnt ist, wenn wir länger im Krankenhaus bleiben müssen. Es kann auch hilfreich sein, ein paar Tonaufnahmen von der Stimme des Partners / der Partnerin oder anderen Familienmitgliedern vorzubereiten. Man kann ein Buch vorlesen lassen oder einfach nur so ein paar Sätze aufsagen. Diese Aufnahmen könntet ihr dann im Krankenhaus abspielen, immer wenn es gerade passend ist.
Für euren Partner / eure Partnerin wird es auch sehr schwer sein, in dieser Phase nicht bei euch zu sein. Bindet ihn / sie deswegen so gut es geht ein. Überlegt, wie ihr diese Zeit im Krankenhaus bestmöglich festhalten könntet und wie ihr die gemeinsame Ankunft Zuhause ganz Besonders gestalten könntet. Euch werden sicher viele schöne Ideen kommen, die ihr jetzt schon entsprechend vorbereiten könnt. Kein Elternteil sollte das Gefühl bekommen, allein gelassen zu werden oder außen vor zu sein. Nur gemeinsam könnt ihr dafür Rahmenbedingungen schaffen, die zu euch und eurer Partnerschaft passen. Ihr schafft das!
Ich hoffe, ich konnte hier einigen werdenden Eltern Tipps geben und helfen, die aktuelle Zeit gut zu überstehen. Ja, vielleicht sogar positiv zu verbessern. Schreibt mir auch gerne eine Mail, wenn ihr Fragen oder Anregungen und Ergänzungen habt: gruenartig@gmx.de .
Wichtig: Wenn ihr merkt, dass euch verstärkt negative Gedanken plagen, sei es in der Schwangerschaft oder auch im Wochenbett, dann sucht euch bitte schnellstmöglich Hilfe! Es gibt in jeder größeren Stadt Telefonseelsorge-Hotlines, die ihr rund um die Uhr kontaktieren könnt.