Oberstdorf im Allgäu: Auch für vegane Wintersportler ein Genuss

by gruenartig

Meinen letzten Wintersporturlaub habe ich kulinarisch nicht in allerbester Erinnerung. Das war in Österreich (Serfaus) und ich weiß noch, dass die Hütten meist noch nicht einmal vegetarische Optionen anbieten konnten. Selbst die Käsespätzle waren damals mit Speck. 5 Tage Apfelstrudel oder Kaiserschmarrn als einzige Lösung eines Vegetariers? Wie sollte es dann erst vegan möglich sein? Vor allem, wenn man nicht sicher genug fährt, um einen Rucksack mitzunehmen… Dementsprechend vorsichtig war ich mit meinen Erwartungen bei unserem diesjährigen Snowboardurlaub im Allgäu. Natürlich haftet den Hütten noch immer der Ruf von deftiger Hausmannskost an. Und genau das wird dann auch von den Gästen erwartet. Man stelle sich einfach mal eine Hütte mit Detox-Raw-Food und Powersmoothies vor. Das passt ungefähr so gut zusammen wie Ballermann 6 und Klosterschüler. Trotzdem wäre es doch schön, wenn die Hütten das ein oder andere vegane Gericht auf der Karte hätten und damit z.B. auch den Bedürfnissen von Allergikern gerecht werden würden.

Verlassen wollte ich mich auf diese Möglichkeiten jedenfalls nicht. Mein vorsichtiger Plan für die Tagesverpflegung bestand also erstmal darin, diverse Fruchtriegel und Reiswaffeln in allen verfügbaren Innentaschen meiner Snowboardjacke zu bunkern. Wie ein Eichhörnchen im Herbst, war ich mir am Ende gar nicht mehr sicher, ob ich alle Kleinigkeiten wiederfinden würde. Mal sehen, was beim nächsten Urlaub wieder auftaucht… 😉

Das Frühstück in unserer Pension in Oberstdorf haben wir mit mitgebrachten Aufstrichen und Hafermilch (für Müsli) aufgepimpt. Brötchen und Obst gab es dort ja sowieso. Und vollgefuttert lässt es sich sehr gut in den Pistentag starten. Bei den Skigebieten im Allgäu haben wir uns für die Fellhornbahn / Kanzelwand entschieden. Am Nebelhorn sind für uns zu viele schwarze Pisten, an die wir uns noch lange nicht trauen.

Trotz des ausgiebigen Frühstücks muss ich zugeben: Um 13 Uhr hängt mir meist der Magen in den Kniekehlen. Ehrlich, ich kann die Leute nicht verstehen, die den Tag über nichts großes Essen. Bei mir führt das immer zu schlechter Laune und fast immer zu Kreislaufproblemen. Zweiteres ist ganz schlecht beim Snowboarden. Denn alle Boarder kennen die Situation, wenn man nach der Liftfahrt seinen zweiten Fuß für die Abfahrt festschnallen muss. Beim Yoga nennt man die Bewegung auch halbe Vorbeuge. Jedenfalls führt diese Haltung und das Wieder-Aufrichten dann gerne mal zu Schwindel und kleinen Sternchen und spätestens dann sollte ich schnellstens etwas Nahrung auftreiben…

Die Hütten auf der Piste

Am ersten Pistentag sind wir in der Gaststätte Faistenoy eingekehrt. Dies ist die große Hütte direkt am Ende der Talabfahrt. Grundsätzlich macht sie einen sehr netten Eindruck und die Qualität der Speisen ist gut. Leider existiert aber nur eine vegane Option: Pommes und Salat. Naja, besser als nichts und der Salat (unbedingt ohne Dressing mit Öl bestellen) ist auch ok, denn er beinhaltet extra eingelegten Karotten- und Gurkensalat.

Am zweiten Pistentag haben wir uns dann für die Alpe Bierenwang entschieden, da wir zur Mittagszeit gerade dort in der Nähe waren. Sie befindet sich, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, am westlichen Zipfel des Skigebietes zwischen Piste 7 und 8 (am Schlepplift). Leider ist das vegane Angebot dort noch schlechter, als im Faistenoy. Wir haben auch hier wieder einen Salat geordert (gleiches Dressing Problem) und dazu noch Brezeln mit süßem Senf gegessen. Der Topfenstrudel soll dort allerdings eine Wucht sein.

Spaghetti mit Tomatensauce im Adlerhorst

Spaghetti mit Tomatensauce im Adlerhorst

Der dritte Tag hat mich dann mit den Hütten wieder etwas versöhnt: Adlerhorst. Nicht die schönste Hütte, aber das größte vegan/vegetarische Angebot. Ich konnte eine Portion Spaghetti mit Tomatensauce essen (Parmesan abbestellen) und hätte sogar als Nachtisch rote Grütze holen können. Mein Freund entschied sich für die vegetarische Option eines Gemüsestrudels, der sehr lecker aussah und wohl auch so geschmeckt hat. Den Adlerhorst findet ihr an der Kanzelwand. Dort waren, für unseren Geschmack, auch die besten und einfachsten Pisten.

 

Restaurants in Oberstdorf

Was es den Ski-Hütten an kulinarischer Vielfalt fehlt, wird im Stadtkern von Oberstdorf locker wieder wett gemacht. Die zahlreichen Restaurants erschließen das vegan / vegetarische Publikum immer besser, was mich auch für die Hütten zukünftig hoffen lässt. Selbst ohne aufwendige Recherche findet man in kürzester Zeit ganz schnell vegane Optionen, die frisch gekocht werden und lecker sind.

Vor der Einkehr ein schön großes Schild mit Hinweis auf vegane Gerichte - toll!

Vor der Einkehr ein schön großes Schild mit Hinweis auf vegane Gerichte – toll!

Der erste Abend wurde in der Oberstdorfer Einkehr verbracht. Dort wurde auf der Karte eine mit Couscous gefüllte Paprika als vegan ausgezeichnet. Außerdem fand sich dort noch der explizite Hinweis, dass man auch bei anderen Gerichten für spezielle Vorlieben sicher eine Lösung findet. So hat mein Freund sich für Kartoffelrösti ohne Käse entschieden und davon sehr geschwärmt. Die Kellner waren sehr höflich und stets bemüht / zuvorkommend. Vorweg gab es hausgemachtes Brot mit Kräuterquark, der auch gut gewesen sein soll. Die Paprika an sich war ok, nur leider schien der Couscous kaum gewürzt und auch sehr durchgeweicht.

Am zweiten Abend haben wir Ollis Grill & Kaffeebar im Zentrum von Oberstdorf besucht. Der Name klingt zwar sehr nach Steak-Haus, aber es gibt eine extra Auswahl an veganen Speisen: Von Burgern über Schnitzel bis hin zu veganer Currywurst. Die Karte auf deren Homepage ist anscheinend nicht ganz aktuell, das Angebot vor Ort erschien mir noch umfangreicher. Ich war also dementsprechend begeistert und auch etwas überfordert mit der Auswahl. Uns wurde vom Kellner aber sehr nett ausgeholfen. Durch die drei verschiedenen Burgergrößen ist für jeden Appetit etwas dabei und geschmacklich sind die Burger sehr gut.

 

Mediterraner veganer Burger

Mediterraner veganer Burger

Würziger veganer Burger mit rauchiger Sauce

Würziger veganer Burger mit rauchiger Sauce und Zucchini

 

Vom letzten Abend kann ich leider nicht so viel berichten, da ich mich bei der Talabfahrt doch etwas selbst überschätzt habe und nach einem fiesen Sturz starke Kopfschmerzen hatte. Darum haben wir nur beim China Restaurant Chopstick etwas mitgenommen. Genauer gesagt: Gebratene Nudeln (ohne Ei) mit Gemüse und noch einmal separat gebratenes Gemüse in Sojasauce mit Reis. Auch hier werden vegane Gerichte extra ausgewiesen. Geschmacklich war das Essen keine Offenbarung, ich habe allerdings auch nichts anderes erwartet. 😉 Für den schnellen und einfachen Hunger aber sicher trotzdem empfehlenswert.

 

Fazit

Insgesamt hat sich in Oberstdorf im Bereich der veganen Ernährung einiges getan. Es gibt auch ganz sicher noch mehr vegane Restaurants, die man ausprobieren kann. Außerdem existiert sogar ein veganes Hotel, das natürlich sehr viel komfortabler und einfacher ist. (Edit: Das Naturhotel Waldesruh ist inzwischen leider geschlossen).

Auf den Hütten in den Skigebieten ist allerdings noch Nachholbedarf. Die veganen Gerichte sind nicht separat ausgezeichnet, auch die Inhaltsstoffe konnten von den Kellnern nicht eindeutig genannt werden. Wer auf den Brettern / dem Board sicher ist und einen Rucksack tragen kann, sollte sich die Verpflegung daher lieber selbst mitnehmen. Vor allem, wenn man länger als drei Tage vor Ort ist. Wer hat schon ständig Lust das Gleiche zu essen und dafür auch noch viel Geld zu bezahlen?

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6 comments

Andrea 31. Januar 2017 - 13:52

Das Naturhotel Waldesruhe in Oberstdorf ist geschlossen.

Reply
gruenartig 31. Januar 2017 - 14:14

Vielen Dank für die Information, Andrea. Ich habe den Absatz im Artikel aktualisiert.
Liebe Grüße
Jassi

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Andrea 29. Mai 2017 - 11:40

Olli´s Grill & Kaffeebar in Oberstdorf existiert leider nicht mehr. Dafür gibt es auf dem Edmund-Probst-Haus (Bergstation der Nebelhornbahn) ein leckers veganes Essen (Angebot wechselt) und auf der Enzianhütte gibt es vegane Spaghetti mit mediteraner Tomatensoße und sogar ein veganes Frühstück!

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gruenartig 1. Juni 2017 - 9:48

Danke Andrea, das ist ein guter und wichtiger Hinweis.
Werde ich schnellstmöglich updaten.
Liebe Grüße
Jassi

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Nicole Günther 28. Juli 2017 - 9:35

Restaurant Einkehr hatte wohl (laut Homepage) Betriebsübernahme und die Speisekarte, welche man sich im Voraus online anschauen kann, hat lediglich 3 vegetarische Gerichte, alle mit Käse und nichts veganes mehr. 🙁

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Aimée Speiser 25. November 2018 - 12:57

Hallo liebe Jassi,

in Oberstdorf gibt es nun ein tolles veganes Café:

Mandala Café & Yoga in der Weststr. 14

Dort gibt es neben einem tollen veganen Mittagstisch, auch vegane Kuchen, Torten und Desserts. Ein besonederes Highlight ist das Frühstück am Samstag mit Pancakes & vielen gesunden Leckereien.

Komm uns doch mal besuchen, wir würden uns freuen 🙂

Liebe Grüße,
Aimée

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