Hach, waren das zwei wundervolle Wochen. Mein Freund und ich haben uns Ende März nach 16 gemeinsamen Jahren (endlich?) das Ja-Wort gegeben. Es war emotional, ein bisschen stressig und einfach wunderwunderschön. Von der standesamtlichen Trauung im engsten Familienkreis , der rauschenden Feier mit allen Freunden und Verwandten und den traumhaften Flitterwochen nur zu Zweit: Es hat alles perfekt zu uns gepasst. Natürlich war es uns eine Herzensangelegenheit, die Hochzeit so umweltfreundlich und vegan wie möglich zu gestalten. Wie wir das konkret angestellt haben, möchte ich euch zusammen mit ein paar schönen Bildern rund um das Fest in diesem Post vorstellen.
Lange Zeit war das Wort “Hochzeit” für mich eher negativ behaftet. Ich bin kein großer Kitsch-Fan und die Vorstellung, den ganzen Tag im Mittelpunkt zu stehen, war für mich auch nicht gerade verlockend. Versteht mich nicht falsch: Ich kann jede Frau und jeden Mann gut verstehen, die es an diesem Tag so richtig krachen lassen wollen. Andersrum muss man aber auch verstehen, wenn der Gedanke an ein Tüll-Monsterkleid bei anderen Frauen Brechreiz verursacht. Für mich stand also von Anfang an fest, dass ich nicht in einen Brautladen gehen würde. Es kam partout nicht Frage, ein teures Kleid zu kaufen, dass unter schlimmem Umständen von Kinderhänden genäht wurde – vor allem, wenn es nur wenige Stunde getragen wird.
Das nachhaltige Outfit (Hochzeitskleid etc.)
Mit diesen Gedanken ging ich konkret auf die Suche. So lange habe ich nach einem fairen Outfit gesucht. Am schönsten hätte ich es gefunden, ein einfaches Kleid gebraucht zu ergattern. Es wäre definitiv einfacher gewesen, wenn ich wirklich ein klassisches Brautkleid gesucht hätte. Davon gibt es dutzende auf den einschlägigen Plattformen (Kleiderkreisel, eBay Kleinanzeigen, Second Hand Shops). Genau das wollte ich aber nicht, sondern einfach nur ein schlichtes, helles Kleid, das weniger als 300€ kosten sollte. Das Problem war, dass die meisten Kleider entweder total billig aussahen, oder kurze Sommerkleider waren. Ich musste dann wegen fehlendem Angebots notgedrungen über einen Neukauf nachdenken.
So stieß ich auf IVY & OAK, die wunderbare Brautmode fair herstellen – in hervorragender Qualität und zu (wie ich finde) absolut angemessenen Preisen. Tatsächlich habe ich dort auch etwas bestellt, das Online super aussah. An mir persönlich hat das Kleid nur leider gar nicht gepasst. Ich würde den Shop trotzdem uneingeschränkt weiterempfehlen, denn jeder Körper ist anders und ihr könnt am Besten einschätzen, welcher Stil zu euch passt.
Relativ spontan bin ich dann aufgrund von Zeitdruck planlos durch Hamburg gelaufen und habe mir ein ganz normales Kleid aus einer Abendmode-Abteilung besorgt. Es ist ein schlichtes Kleid ohne Seide (vegan), dass ich auch weiterverkaufen kann / werde. So kann ich zumindest den Lebenszyklus etwas verlängern, auch wenn es leider nicht fair hergestellt wurde 🙁 Mein restliches Outfit (Standesamt, Schuhe, Accessoires) habe ich übrigens bewusst so gewählt, dass ich es auch nach der Hochzeit tragen kann. Mein Rock und der Pulli vom Standesamt sind beispielsweise absolut Bürotauglich, gleiches gilt für die (veganen) Pumps.
Braut-Make Up aus Naturkosmetik?
Wer mich kennt, weiß, dass ich im Alltag eigentlich fast gar nicht geschminkt bin. Meine Kosmetikdose ist seeehr klein und wirklich nicht gut gefüllt. Für die Hochzeit wollte ich mir natürlich nicht extra Massen an Neuware kaufen, die ich dann im Alltag nicht tragen würde. Außerdem bin ich im Schminken echt schlecht.
Deswegen habe ich mich sehr schnell entschieden, mich von einer Expertin schminken lassen. Bei der Suche nach einer Visagistin mit Naturkosmetik bin ich gescheitert. Vielleicht sind die Produkte noch nicht so weit, dass sie von vielen Experten genutzt werden. Vielleicht mangelt es auch am guten Marketing der Naturkosmetikindustrie. Ich habe jedenfalls kein passendes Angebot in meiner direkten Umgebung gefunden. Leider hat man ja auch am Hochzeitstag keine Zeit weite Wege in Kauf zu nehmen.
Deswegen gibt es hier auch keine Empfehlung für einen konkreten Anbieter. Irgendwelche Kompromisse muss man leider immer eingehen und tatsächlich hat meine Haut unter dem Makeup ziemlich gelitten und sah für eine Woche echt sch*** aus. Aber trotzdem hat es für den einen Abend schön ausgesehen. Rückwirkend weiß ich nicht, ob ich noch einmal exakt genauso entscheiden würde – deswegen gebe ich euch den Rat, dahingehend auf euer Bauchgefühl zu hören.
Das vegane Hochzeitsmenü – ohne Torte?
Lange, lange haben wir gegrübelt, wie und tatsächlich auch “ob” wir unseren Gästen rein veganes Essen anbieten können. Die Entscheidung für ein komplett veganes Menü war eine Herzensentscheidung. Ich weiß, dass man anders argumentieren könnte, weil wir auch schon auf einigen Hochzeiten eingeladen waren, auf denen für uns ein Extragericht serviert wurde. Aber es wäre für uns einfach zu heftig gewesen, ein unveganes Menü auf der Hochzeit anzubieten und damit einen so wichtigen Tag in unserem Leben mit dem Leid von vielen Tieren zu feiern.
Da unsere Feier eher zwanglos ablaufen sollte (ohne Sitzordnung etc.) haben wir uns für einen Food Truck entschieden – und nicht irgendeiner, sondern unser geliebter “Vincent Vegan”. Das Essen kam bei allen Gästen hervorragend an. Es war super lecker, reichhaltig und der Truck hat die Stimmung total aufgelockert.
Anstelle einer Hochzeitstorte haben wir uns zum Nachtisch für vegane Donuts entschieden. Diese konnten wir bei Bidges&Sons bestellen und sie lagen dann den ganzen Abend für die Gäste bereit. Ich bin wahnsinnig froh, dass wir ein paar davon übrig behalten haben, denn an dem Abend habe ich definitiv nicht genug gegessen. Jetzt konnten wir für spätere Anlässe ein paar Donuts einfrieren. Deswegen mein Tipp: Großzügig bestellen 😉 So etwas nehmen wir immer gerne mit, wenn wir bei Freunden eingeladen sind und diese nicht extra für uns einen veganen Kuchen backen sollen.
Unsere Eco Recycling Trauringe
Die Ringe haben wir beim Juwelier unseres Vertrauens Jan Spille (Hamburg, Altona) anfertigen lassen. Für die Hochzeit selbst kauften wir nur den Männerring neu. Als Ehering verwende ich weiterhin meinen Verlobungsring, der ebenfalls bei Jan Spille gemacht wurde (Danke, an meinen Mann – der mich so gut kennt! :)) . ich verwende den Verlobungsring weiter, weil ich ihn wunderschön finde und es Verschwendung wäre, dieses tolle Stück in eine Schatulle wandern zu lassen. Und außerdem hätte ich mir den Ehering sowieso genau so selbst gemacht.
Bei Jan Spille kann man sich entscheiden zwischen eingeschmolzenem Upcycling Gold, oder “neuem” Gold, dass unter fairen Bedingungen unter Einhaltung strenger Kriterien abgebaut wird. Ich habe schon ein paar Mal von den schlimmen Hintergründen der Schmuckindustrie geschrieben (hier und hier) und deswegen ist es mir natürlich enorm wichtig, einen Ring, den ich mein Leben lang am Finger tragen möchte, aus verantwortungsvollen Quellen zu beziehen. Bei Jan Spille seid ihr da an der genau richtigen Adresse. Wir haben uns für das Recycling Gold entschieden und waren wieder sehr zufrieden: Sowohl mit der Beratung als auch mit dem Ergebnis. Denn vor Ort kann man sich seinen Ring nach eigenem Geschmack selbst kreieren lassen: Breite, Farbe, Muster etc. darf man als Kunde selbst bestimmen, sodass man am Ende sein eigenes Unikat in den Händen hält.
Selbstgemachte Dekoration für die Hochzeit
Die Dekoration und die Kleinigkeiten drumherum sollten, wie ihr euch sicher schon denken könnt, ebenso nachhaltig und vegan sein. Zuerst haben wir uns entschieden, keine Einladungskarten drucken zu lassen, sondern die Einladung per Whatsapp / E-Mail zu verschicken. Mit Canva kann man digital schöne Designs auswählen und für den Versand als Bilddatei direkt herunterladen. Auf der Einladung selbst haben wir unser veganes Hochzeitsmenü schon angekündigt (um vor Ort nicht etwaige “Sprüche” zu hören) und ein paar Bitten an die Gäste formuliert – dazu später mehr.
Ansonsten haben wir kein konkretes Konzept verfolgt. Die Dekoration wollten wir nicht neu kaufen – wir haben alte kleine Flaschen und Gläser gesammelt und diese als Blumenvasen verwendet. Bei den Blumen habe ich einfache Schnittblumen im Blumenladen besorgt, die aktuell Saison haben. Außerdem hat die Floristin netterweise Blumen dazugelegt, die sie so nicht mehr in den Verkauf genommen hätten – weil die vielleicht einen kleinen Dittscher haben oder die Stiele zu kurz geraten sind. Bei der Aufteilung auf viele kleine Gläser fällt das überhaupt nicht auf und man kann Geld und Ressourcen sparen.
Außerdem habe ich selbst Kerzen aus Sojawachs in Einmachgläser und abgeschnittene Glasflaschen gegossen. So vermeidet man Teelichter mit Aluhülsen und muss auch kein handelsübliches schädliches Wachs aus Erdöl (Paraffin) und Palmöl verbrauchen. Gerne mache ich euch bei Interesse mal eine Anleitung dafür – es ist super easy und wir verwenden die Reste aktuell für schöne Abende auf unserer Terrasse.
Zusätzlich haben wir eine lange Lichterkette aufgehängt, die mein Mann vor der Hochzeit selbst gebaut hat. Die können wir nun für unseren Garten verwenden. Die Tischdecken sind aus der Familie zusammengesammelt – das sieht nicht nur charmant aus, sondern schont auch noch den Geldbeutel. Es gab weder Menü- noch Sitzkarten und auch kein Streugut auf den Tischen, was wiederum Müll reduziert. Auch auf Gastgeschenke haben wir verzichtet und stattdessen einen kleinen Showact eingebaut: Unsere Gäste haben um 21 Uhr einen Crashkurs im Swingtanzen von der Swingwerkstatt (Hamburg) bekommen. Das kam super an und hat die Stimmung ordentlich eingeheizt.
Bitten an die Hochzeitsgäste
Vorab gab es auf der Einladung eine konkrete Bitte: Die Gäste sollten bei ihren Geschenken auf Plastikverpackungen und (unnötige) Dekoration verzichten. Wir haben vorher Horrorgeschichten gehört von mehreren Müllsäcken voll mit unsäglicher Plastikfolie – das wollten wir unbedingt vermeiden. Tatsächlich hat das ganz wunderbar geklappt. Die Gäste haben sich viel Mühe bei kreativen Alternativen gegeben: Insektenhotel / Vogelhaus als Geschenkverpackung, Pflanzen für den Garten als Geld- oder Wunschbäumchen, Nutzung kleiner Accessoires von den JGAs als Dekorationsplatten, selbstgebackene Kekse, Bilderrahmen und Vasen. Wie in meinem Post über Geschenkpapieralternativen wurden einige Geschenke auch schön in Zeitungspapier eingewickelt. Und wir bekamen eine wunderschöne alte Kabeltrommel als Beistelltisch für den Garten, auf dem all unsere Gäste unterschrieben haben. Und zusätzlich wurden zwei großzügige Spenden an wohltätige Organisationen in unserem Namen getätigt über die wir uns wahnsinnig gefreut haben.
Unsere Gäste wussten natürlich bescheid, dass wir eine möglichst umweltfreundliche Feier schmeißen wollten und es war wirklich zauberhaft, wie viele Gedanken sich einzelne Personen dazu gemacht haben. Es wurden Fahrgemeinschaften gegründet und Vintage Kleidung / Schmuck getragen. Außerdem gab es keine Kritik über unsere Essenswahl sondern viel Lob und erfreute Gesichter. Gerade bei der älteren Generation ist das doch durchaus beachtlich.
Der vegane Fotograf
Last not least: Falls ihr euch fragt, woher die wundervollen Fotos in diesem Beitrag stammen…? Nein, ich hatte weder die Zeit, selbst zu fotografieren, noch wären meine Bilder so schön geworden. Wir haben uns natürlich nach einem Fotografen umgeschaut, zumal wir auch unsere Gäste nicht mit einem solchen Job belasten wollten. Es war uns wichtig, jemanden zu finden, der entspannte Bilder machen kann, die aus der Situation heraus entstehen. Zugegeben: Das Kriterium “Vegan” stand nicht auf meiner Liste. Wie es der Zufall so will, hat unser Fotograf Simon trotzdem alle Eigenschaften miteinander vereint und es geschafft, uns mit seinen tollen Bildern zu Tränen zu rühren (tatsächlich aber auch vor Lachen).
Die Gäste hatten mit ihm auch wahnsinnig viel Spaß und er hat den Abend durch seine lockere und witzige Art total bereichert. Danke, Simon! Besucht mal seine Homepage: ringundtaube.de [Werbung, unbezahlt].
Nach der Hochzeit ist vor den Flitterwochen…
Ich kann auch zum Schluss nur meine Eingangsworte wiederholen und sagen, dass die ganze Hochzeit einfach traumhaft war. Allerdings reicht das auch mit einmal Heiraten im Leben 😉 Wir waren jedenfalls froh, als wir nach den stressigen Wochen in die Flittertage verschwinden konnten – die natürlich vegan waren und das absolute i-Tüpfelchen für uns darstellten. Das als kleiner Teaser für meinen nächsten Reisebericht – fleißige Instagram-Follower wissen natürlich worum es geht. Alle anderen können ja auch mal auf meinem Kanal vorbeischauen…
3 comments
Hi Jassi,
wo habt ihr denn geheiratet? Bin gerade auf der Suche nach Locations, die man gut mit veganem Catering verbinden kann…
Hi Stephanie,
wir haben nicht direkt in Hamburg geheiratet, sondern im westlichen Umland. Wenn das für dich in Frage kommt, schreibe mir gerne eine E-Mail an gruenartig@gmx.de – dann schicke ich dir auf diesem Weg Infos zu unserer Location.
Grüne Grüße
Jassi